32 Tage ohne Plastik

Einen Tag ganz ohne Verpackungen, Einweg-Artikel und PET-Flaschen: Das war das Versprechen, das wir als Belohnung im Rahmen des Impact Funds 2021 abgaben. Dank grosszügigen Unterstützer*innen kamen beim Crowdfunding über 540’000 Franken zusammen: 21 Klima-Projekte können sich deshalb auf finanzielle Unterstützung freuen – und wir uns auf eine spannende Erfahrung.

Eben, eigentlich wollten wir einen Tag pro Unterstützung plastikfrei leben: Das wären 12 Tage gewesen. Aber warum kleckern, wenn wir auch klotzen können? Für’s Klima lohnt es sich schliesslich, die Extrameile zu gehen – in diesem Fall die paar Meter weiter zum Unverpackt-Laden und auf den Marktplatz. 

Wir sind uns natürlich bewusst, dass ein plastikfreier Lebensstil keinesfalls zu unterschätzen ist. Und wir wagen hier ja sogar den Ansatz «von 0 auf 100», oder eben gerade umgekehrt: Von (manchmal ziemlich) viel Plastik zu (möglichst) keinem Plastik. Wie das wohl wird? Wir sind sehr gespannt!

Wer stellt sich der Challenge?

Céline, Geschäftsführerin

«Ich freue mich ausserordentlich auf diese Challenge, denn ich verfolge und unterstütze die Projekte rund um Unverpackt-Läden bei wemakeit seit 2017. Und auch wenn ich bereits sehr bewusst nachhaltig und plastikfrei einkaufe, weiss ich, dass sich meine schwachen Punkte erst jetzt so richtig zeigen werden. Wie wird es zum Beispiel mit spontanen Mittagessen draussen on the fly? Ich bin gespannt auf welche Herausforderungen ich stossen werde und welche neuen Sichtweisen sich mir eröffnen.»

Natalie, Projektberaterin

«Ich versuche schon seit Längerem bewusster einzukaufen und durch den Besuch von kleineren, regionalen Lebensmittelläden Plastikverpackungen zu vermeiden. Während des Lockdowns ist mir das Ausmass des Plastikmülls richtig bewusst geworden – und auch, wie leicht sich dieser vermeiden liesse. Mit der Öffnung zahlreicher neuer Unverpackt-Läden möchte ich die Chance nützen und mich noch konkreter für die Vermeidung von Müll einsetzen, zum Schutz der Umwelt und (Meeres-)tiere.»

Sunita, Digital Project Design

«Unser ganzes Leben ist von Plastik durchzogen. Und selbst wenn man – so wie ich – schon glaubt, sich dem bewusst zu sein und es an vielen Stellen vermeidet, gibt es noch so viele blinde Flecken. Ich bin also gespannt, wie viele davon ich in diesem Monat aufdecken werde. Und welche am meisten wehtun.»


Wir nutzen diesen Blogeintrag, um regelmässig unsere einfacheren und weniger einfachen Momente und unsere guten und weniger guten Erfahrungen festzuhalten. Wir freuen uns, wenn du mitliest – und uns in einem Kommentar vielleicht sogar deine besten Tipps verrätst?

Auch auf Instagram werden wir in Stories immer mal wieder Einblicke in unseren Alltag geben. Unbedingt folgen!


Update von Natalie – 10.06.2021:
Unterwegs ohne Plastik? Eine Herausforderung!

Die warmen Sommertage sind angebrochen, sprich: viele Stunden an der Sonne, im Gastgarten oder am Wasser. Es gibt momentan wohl kaum etwas Schöneres als wieder unterwegs zu sein – verzichtet man jedoch auf Plastik, bedarf es definitiv einer gewissen Vorplanung und Routine, um den PET-Flaschen, Eisverpackungen und Einwegtellern am Wiesenrand entgegenzuhalten! Gar nicht so einfach, das kann ich euch sagen! «Learning by Doing» lautet aber meine Devise.

Hier meine ersten Tage auf einen Blick:

  • Highlight: ein fast leerer Mülleimer in der Wohnung
  • Entdeckung der Woche: plastikfreie, biologische Sonnencreme im Tiegel
  • Motivation: trotz so kleiner Schreckmomente (z.B. Becher statt Glas bestellt) nach wie vor hoch


Update von Sunita – 21.06.2021:
2 Wochen ohne Plastik, eine Zwischenbilanz

Immer mit dabei: Ein kompostierbarer Löffel fürs Eis unterwegs.

Seit Anfang Juni lebe ich ohne Plastik. Oder besser gesagt: Ich versuche es. Denn in manchen Lebensbereichen ist das gar nicht so einfach. Eine Zwischenbilanz:

Fangen wir bei den Basics an – Thema Essen: Einkaufen ist kaum ein Thema. Ich bin Mitglied in einer Foodcoop, von wo ich frisches Gemüse geliefert bekomme und es auch einiges an trockener Ware wie Haferflocken, Reis und Linsen lose gibt. In den Supermarkt gehe ich kaum noch, denn das Sortiment ist plötzlich sehr uninteressant geworden. Und wenn doch, dann hat die deutlich kleinere Produktauswahl doch etwas für sich, denn Studien belegen, dass Menschen glücklicher sind, wenn sie weniger Auswahl haben (übrigens auch ein Grund in Restaurants vegetarisch zu bestellen – weniger Auswahl, mehr Glückshormone, passt.). Glückshormone hat mir auch der Moment beschert, als ich entdeckt habe, dass meine Lieblingsschokolade in eine kompostierbare Folie eingepackt ist, also auch plastikfrei daherkommt. So bleibt die Stimmung oben. 

Beim Kompostieren war ich bisher noch nicht konsequent, bin aber wieder motiviert, meine organischen Abfälle in den Kompost-Container der Stadt Wien eine Strasse weiter zu bringen. So wird offensichtlich, dass ein Grossteil von meinem anfallenden Müll kompostierbar ist. Der Abfallsack für den Restmüll muss jetzt kaum noch entsorgt werden. 

Es gibt natürlich auch die Momente, in denen es schwierig wird: Für ein DIY-Projekt brauchte ich einen speziellen Kleber. Diesen plastikfrei zu erhalten – unmöglich. Komplett andere Bauweise? Möglich, aber dafür war das Projekt schon zu weit fortgeschritten. 

Learning Nr. 1: Planung und Voraussicht zahlt sich aus: Plastikfrei Essen ist einfach, wenn man selber kocht, sich etwas mitnimmt oder sich stilvoll ins Restaurant setzt. To Go und spontan sein macht weniger Spass. 

Learning Nr. 2: Minimalistisch unterwegs sein ist schwieriger. Planung zahlt sich aus (siehe Nr. 1). Das heisst auch, vorbereitet sein auf spontane Einkäufe. In meiner Tasche sind nun immer ein paar Stoff-Säckchen für Gemüse, ein Stoffbeutel für sonstige Einkäufe, ein Glas und/oder eine Dose für (To Go-) Essen, eine Gabel und ein Löffel. Und ich bin sicher, wenn ich länger plastikfrei lebe, werde ich mein Dauer-Ausrüstung noch weiter ausbauen. Leichtes Gepäck gehört der Vergangenheit an. 

Learning Nr. 3: In einigen Bereichen gibt es – gerade wenn man in einer Grossstadt lebt – ausreichend Angebote für plastikfreie Alternativen. Dazu gehört der gesamte Lebensmittel- und Drogerie-Bereich: Küche und Badezimmer können ohne allzu grossen Aufwand ohne Plastik funktionieren. Andere Bereiche sind davon noch komplett unangetastet, Stichwort Baumarkt, hier sind gefühlt alle Produkte und alle Verpackungen aus Plastik. Selbes gilt für Einrichtungshäuser. 

Unsere Challenge geht noch bis zum 7. Juli, ich bin gespannt, was bis dahin noch auf mich zukommt.


Update von Céline – 05.07.2021:
Herausforderung Zahnpasta

Die beste Zahnpaste im Glas.

Schon fast vier Wochen bin ich plastikfrei unterwegs und langsam aber sicher habe ich mich daran gewöhnt. Mir ist erst jetzt komplett bewusst geworden, was wir alles in Plastik verpackt kaufen und wo es eben tatsächlich nicht nötig ist.

Zu Beginn der Challenge bin ich schier verzweifelt an der Suche nach der passenden Zahnpasta. Nach einem kurzen Intermezzo mit einer «festen Zahnpasta» – bei dem ich notabene das erste Mal in meinem Leben eine Gebrauchsanleitung zum Zähneputzen brauchte – habe ich dann eine wirklich tolle und passende Zahnpasta im Glas gefunden.

Kleines Highlight meiner Challenge: Das indische Restaurant um die Ecke konnte ich nach längerem Gespräch doch tatsächlich davon überzeugen, dass sie mir meinen Zmittag direkt in meine mitgebrachte Box füllen. Vielleicht hat das auch bei ihnen etwas ausgelöst? Und – mein zweites Highlight – eine komplett plastikfreie Verpflegung auf meiner Wanderung, auch das war toll!

Aber ich muss gestehen: Für spontane Ausflüge bin ich dann doch froh, hin und wieder auf Plastikverpackungen zurückgreifen zu können. Und auch das vegane Joghurt im Glas habe ich noch nicht gefunden. Mein Alltagsverhalten werde ich aber sicherlich auch nach der Challenge bewusster wahrnehmen und regelmässig mein eigenes Zmittagsböxli an Bord haben.



Wir ziehen Bilanz:
32 Tage ohne Plastik

«Wie die Zeit vergeht…» – na ja, ganz so kurzweilig kamen uns die 32 Challenge-Tage nicht vor, aber das Durchhalten war’s allemal wert. Wir sind stolz auf uns und darauf, was wir gelernt haben!


Sunita

«It’s a Plastic World» habe ich noch nie so stark gefühlt wie im letzten Monat. Unsere gesamte Welt ist von Plastik durchzogen und dieses zu vermeiden braucht einen sehr starken Willen («nein, ich mache jetzt keine Ausnahme für den Tofu und die Erdbeerenfi»), gute Planung (Lunchbox dabei, Stoffbeutel dabei, Besteck dabei) und oftmals auch Kompromisse (ich setze mich alleine ins Restaurant, statt mit meiner Arbeitskollegin zu essen).

Meine Augen sind dank der Challenge auf Plastik in allen Formen trainiert und es ist mir ein noch grösseres Anliegen als vorher, dieses zu vermeiden. Gleichzeitig liebe ich es, spontan und mit wenig Gepäck unterwegs zu sein. Ich werde daher Kompromisse finden müssen, mich auch ab und an ärgern und mir wünschen, dass es immer mehr plastikfreie Lösungen gibt: Es soll für alle einfach und selbstverständlich sein, mit einem Bruchteil des aktuellen Plastik-Konsums auszukommen!

Was ich mir beibehalte:

  1. Löffel und Gabel dabei haben
  2. Stoffsäckchen für Obst und Gemüse einstecken – da gibt es wirklich wenig Gründe mit Plastik einzukaufen!
  3. Haltbaren Lebensmittel in grossen Mengen einkaufen
  4. Ab und an Nussmilch selber herstellen 
  5. Kompostieren


Natalie

Von der verpackten Tomate zur Sonnencrème über den Coffee-to-go – Plastik ist überall! Es hat mich einiges an Planung gekostet, um die letzten 32 Tage plastikfrei durch den Alltag zu kommen. Mir hat diese Challenge gezeigt: weniger ist definitiv mehr! Sich auf’s Wesentliche konzentrieren und die eigene Konsummenge überdenken hat einen grossen Einfluss auf den eigenen Plastik-Verbrauch – so hab ich viel selber gekocht, Reste verwertet und den Laden nebenan unterstützt.

Ich glaube, das Bewusstsein und das Bedürfnis werden langsam aber sicher grösser, das zeigen schön sortierte Zero-Waste-Läden mit ihren guten Alternativen! Schau doch auch mal beim unverpackt-Laden in deiner Nähe vorbei!


Céline

Mein Fazit nach einem Monat plastikfreier Lebensweise: Es hat sich absolut gelohnt! Mir wurde einmal mehr vor Augen geführt, welche Mengen an Plastikverpackungen sich in den Regalen der grossen Supermärkte befinden und wie viel Abfall wir tagtäglich produzieren, sei es bewusst oder unbewusst. Klar: Plastik ist – die ganze Wertschöpfungskette betrachtend – nicht nur schlecht und hat durchaus seine Wichtigkeit. Es lohnt sich jedoch im Alltag genauer hinzuschauen, wann und wo es nun wirklich nötig ist, etwas in Plastik verpackt zu kaufen und wann es passendere Alternativen gibt: Beim Take-Away-Essen die eigene Box mitbringen, sich einer Foodcoop anschliessen oder hin und wieder die Hafermilch selbst zu produzieren lohnt sich auf jeden Fall! Ich bin super dankbar für diese Erfahrung und nehme mir vor, die komplett plastikfreie Lebensweise ab und an in meinem Alltag einzubauen. Denn kleine Schritte können Grosses bewirken, nicht? Übrigens: Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, das erste Mal wieder etwas in Plastik verpackt zu kaufen – das wird mich Überwindung kosten!


Mehr Informationen zum Impact Fund findest du hier. Und in diesem Blog-Artikel siehst du, welchen anderen Challenges sich das wemakeit-Team stellt.

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