Vegan für einen Monat

Vom 06.06. bis 07.07. leben wir vegan. Warum die Daten? Weil wir’s witzig fanden. Warum der vegane Lebensstil? Weil’s Sinn macht! Ein veganer Lebensstil ist der grösste Hebel, den eine Einzelperson hat, um den CO2-Fussabdruck zu verringern. Deshalb haben wir in der Crowdfunding-Kampagne für den Impact Fund 2021 versprochen, pro Unterstützung einen Tag auf tierische Produkte zu verzichten. Es waren 16 Personen, die uns mit ihrem Beitrag motiviert haben, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Weil’s das Klima wert ist, verdoppeln wir die Anzahl und machen 32 Tage draus. Auf geht’s!

Wer stellt sich der Challenge?

Siriam, Grafikdesignerin

«Ich geb’s zu, eine mega krasse Challenge ist ein veganer Monat nicht für mich: Ich lebe seit vielen Jahren vegetarisch – warum also nicht einen Schritt weitergehen und komplett auf tierische Produkte verzichten? Und statt dem bekannten Veganuary ist es bei uns jetzt halt Veg-June. Klingt nicht ganz so catchy, ist aber sicherlich eine mindestens genauso tolle Erfahrung! Ich freu mich!»

Alizé, Verantwortliche Office Romandie

«Weil der Klimawandel eine grosse Herausforderung ist, brauchte ich eine ebenso grosse Herausforderung! Ich bin süchtig nach Fondue und Raclette im Winter und Grillabenden im Sommer, ganz zu schweigen von Charcuterie- und Käseplatten für den Aperitif… Daher: 32 Tage vegan??? Ich werde also die Ärmel hochkrempeln und meine Motivation verdoppeln müssen, um dies zu schaffen. Aber hey, zum Glück liebe ich Herausforderungen!»


Alizé ergänzt diesen Blogbeitrag mit Updates. Sie gibt dir nachfolgend Einblicke in ihren Alltag – Hochs und Tiefs, High- und Downlights, Restaurant- und Produkt-Entdeckungen und die «ach herrje, das ist ja gar nicht vegan»-Momente. Auch auf Instagram geben sie und Siriam in den Stories immer mal wieder ein Update. Unbedingt folgen!


Update #1: 4. Juni 2021

Nur noch wenige Tage bis zum Start, und oh oh, die Zweifel, sie kommen…. Ich schaue mir die Lebensmittel in meinem Schrank an und stelle fest, dass fast überall Spuren von Laktose zu finden sind, sogar in der gebratenen Rösti! Warum in aller Welt?

Und, ich bin verunsichert: Werde ich vegane Lebensmittel finden, die mich genauso glücklich machen, wie meine jetzige Ernährung? Ich habe gehört, es gäbe sogar 100% vegane Merguez und laktosefreie Eiscreme – es kann also nicht so schlimm werden🙂

Also geniesse ich die letzten Gruyère-Reste aus meinem Kühlschrank und warte mit einer Mischung aus Besorgnis und Aufregung auf Sonntag.


Update #2: 9. Juni 2021

Wow, ich bin seit 4 Tagen vegan – und ich überlebe!🙂 Ich bin überrascht, wie viele vegane Produkte in den Supermärkten erhältlich sind, selbst in Geschäften, die sich nicht darauf spezialisiert haben. Ich habe Kokosbutter für meinen Cenovis-Toast gefunden und sogar festgestellt, dass meine Lieblings-Ingwer-Schokolade vegan ist. Ich bin also keine so schlechte Schülerin!

Aber ein grosses Problem habe ich: Die meisten der veganen Produkte in den Supermärkten sind in Plastik verpackt (und häufig sogar sehr viel Plastik!). Indem ich auf tierische Produkte verzichte, tue ich etwas Gutes für den Planeten – aber gleichzeitig verbrauche ich mehr Plastik?! Geht das auf? Ich finde nicht! Es ist für mich daher nicht einfach, in meinem neuen veganen Alltag meinen Werten treu zu bleiben, und es wirft Fragen über die tatsächlichen Umweltauswirkungen dieser verpackten Produkte auf, selbst wenn sie vegan sind.


Update #3: 22. Juni 2021

Halbzeit! Bereits mehr als zwei Wochen lebe ich nun ohne tierische Produkte. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr gewöhne ich mich an meine neue Ernährung. Meine Einschätzung? Eher positiv 🙂 Denn ich habe festgestellt, dass einige Produkte leicht ersetzbar sind, z.B. Sahne oder Butter, für die man «easy» Alternativen mit Soja- oder Kokosmilch findet.

Ich habe mich entschieden, auf industriell-hergestellte vegane Produkte zu verzichten. Denn sie sind nicht nur in Plastik verpackt, sondern voller Konservierungsstoffe und anderer Substanzen – das will ich nicht zu mir nehmen! Also füge ich überall Tofu hinzu, um sicherzustellen, dass ich genügend Proteine esse. Ich liebe Räucher-Tofu, habe aber festgestellt, dass es viele leckere Alternativen wie Tofu-Confit mit Ingwer oder mit Kräutern gibt. Super, um etwas Abwechslung in meine Menüs zu bringen.

Mein grösstes Verlangen? Eindeutig: Käse! Vor allem Parmesan für die Pasta, das ideale Gericht für eine passionierte Sportlerin wie mich! Bei einem Ausflug in den Bio-Supermarkt fand ich geriebenen Käse aus Cashewnüssen und Mandeln. Die Textur ist ähnlich wie Parmesan, aber der Geschmack ist noch nicht ganz da, wo er meiner Meinung nach sein sollte. Und der Gedanke, dass ich Nüsse auf meine Nudeln gebe, finde ich zugegebenermassen manchmal etwas komisch. Ich habe auch “Faux”-Mage (Wortspiel verstanden?🙂) für Aperitifs gefunden. Er sieht aber eher aus wie konzentrierter Hummus, als wie «echter» Käse. Deshalb gibt’s bei mir Toast mit anderen Beilagen wie Tapenade, oder Bruschette mit frischen Tomaten. Ihr seht: also halb so schlimm!

Mein Parmesan «vegan-style»


Update #4: 5. Juli 2021

Die Ziellinie ist in Sicht! Es sind noch etwa 48 Stunden, bis ich die Vegan-Challenge beende, und ich gebe zu: Langsam wird es wirklich schwierig für mich! Was ich am meisten vermisse, ist nicht so sehr das Fleisch selbst, sondern die Möglichkeit, es in einem sozialen Kontext essen zu können – zum Beispiel wenn ich mit Freuden in einem Restaurant sitze, indem es keine «anständige» Alternative gibt.

Konkret: Ich hatte am Wochenende Besuch von Freunden. Wir gingen in ein Restaurant… und das einzige, was ich mir bestellen konnte war der griechische Salat – «ohne Feta, bitte» – weil es schlicht die einzige Alternative auf der Karte war. Und, auch das gebe ich zu, habe ich Falafel langsam satt… Es ist häufig so ziemlich das einzige Vegane, das in den Bars an Snacks zu finden ist – und sie sind meist sehr trocken und geschmacklos.

Ich finde es somit viel einfacher (und angenehmer), zuhause vegan zu leben. Ein starkes Verlangen nach nicht-veganem Essen verspüre ich auch nach 30 Tagen nicht, aber den Wunsch nach mehr Freiheit und Flexibilität! Aber keine Sorge, auch wenn die letzten offiziellen 48 Stunden der Vegan-Challenge vorüber sind, werde ich mich immer wieder in die Küche stellen und mir einen leckeres Kokos-Ingwer-Tofu-Curry zaubern 😇


Update #5: 8. Juli 2021

Und das war’s, die Vegan-Challenge ist vorbei! Meine Eindrücke? Fangen wir vorne an: Ich bin stolz auf mich, dass ich diese 32 Tage ohne tierische Produkte durchgehalten habe!💪 Natürlich gab es Höhen und Tiefen, aber die Challenge hat mir gezeigt, dass es (ziemlich problemlos) möglich ist, vegan zu leben. Und, dass es viele Alternativen zu Fleisch gibt, die mich nicht daran hindern, Freude am Essen zu haben.

Ich wurde hingegen sehr skeptisch gegenüber den industriell hergestellten veganen Produkten, die man in Supermärkten findet und die in Plastik verpackt sind. Für mich birgt dies eine grosse Gefahr des Greenwashings, bei dem wir uns einreden, dass wir uns vegan ernähren und Gutes für die Umwelt tun, während wir gleichzeitig die grossen Unternehmen unterstützen und Unmengen an Abfall produzieren.

Das wichtigste Learning, das ich aus dieser Herausforderung ziehen kann, ist, bewusster darauf zu achten, was ich esse. Und ich habe gelernt, wie ich in einem sozialen Kontext «Nein» sagen kann. Das hat mir während der Challenge ermöglicht, Diskussionen über die Auswirkungen von unserem (Ess-)Verhalten auf die Umwelt zu eröffnen und somit das Bewusstsein anderer zu schärfen.

Ich plane nicht, vegan zu bleiben, aber ich werde mich weiterhin bewusst ernähren und «Nein» sagen, wenn mir Produkte angeboten werden, die bestimmte Standards für die Umwelt und auch für meine Gesundheit nicht erfüllen. Ich möchte lokale und saisonale Produkte bevorzugen und in kleinen Geschäften einkaufen, bei denen ich weiss, woher die Lebensmittel stammen. Und ich möchte meine Ernährung «flexibel» und mit meinem sozialen Umfeld vereinbar halten. Eine nicht-vegane Ausnahme macht nämlich nicht die ganze Arbeit zunichte, aber das Leben trotzdem ein wenig leichter (vor allem beim Aperitif!).🌱🌎


Update #6 von Siriam – auch ich ziehe Bilanz nach 32 veganen Tagen:

Zack! Und mein veganer Monat ist vorbei. Wenn ich aber an den Anfang der Challenge zurückdenke, kommt er mir doch ziemlich weit weg vor. Warum? Weil ich in dieser Zeit sehr viel über mich, meine Ernährung und meinen Durchhaltewillen gelernt habe.  

Als erstes habe ich realisiert, dass die pflanzenbasierte Küche im Grossen und Ganzen nicht wirklich anders ist, als die Vegetarische. Die meisten gesunden Gerichte, die ich vorher regelmässig gekocht hatte, waren nämlich schon komplett frei von tierischen Produkten. Das absolut Beste in diesem Monat war für mich aber die Entdeckung von den unglaublich vielen Ersatzprodukten: Fleisch, Käse, Milch – alles kann man plantbased kaufen. Und wenn mich dann doch die Lust auf Käse packte, fühlte es sich dank der veganen Käsevariationen, die ich mir zusammengekauft hatte, gar nicht mehr nach Verzichten an.

Die Vegan-Challenge hat mich auch dazu bewogen, neue Rezepte zu entdecken oder Alternativen für Gerichte zu entwickeln, die ich sonst mit tierischen Produkten gekocht hätte. Auf eine ganz spannende Art und Weise durfte ich also auch meinen Horizont erweitern und habe einen neuen Zugang zum Kochen gefunden. Auch wenn man also nicht vollständig auf den Lieblingskäse oder das Spiegelei verzichten will, empfehle ich jedoch allen, es mit einem Monat pflanzenbasierter Ernährung zu versuchen. Es ist viel einfacher, als manch eine*r vielleicht denkt – und wie beim Sport ist das Gefühl der Bestätigung, wenn man das Ziel erreicht hat, ein ganz starkes. Wobei, nein, ich glaube es ist sogar noch ein bisschen besser: Denn mit der pflanzenbasierten Ernährung tut man nicht nur sich selbst etwas wahnsinnig Gutes, sondern der ganzen Welt!




Mehr Informationen zum Impact Fund findest du hier. Und in diesem Blog-Artikel siehst du, welchen anderen Challenges sich das wemakeit-Team stellt.

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