Meet the Makers: refurnished

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So werden sie aussehen, die letzten Schweizer Frottéeücher. Sie sind alle weg. Ausverkauft. Schuld daran sind Roland Jaggi und Friedrich-Wilhelm Graf von refurnished. Mit ihrer Design-Kampagne haben sie für Furore in der Szene gesorgt. Wir haben den Industriedesigner und den Grafiker in ihrem temporären Laden in Zürich getroffen, mit ihnen über ihre Kampagne gesprochen und darüber diskutiert, wieso es viel zu wenige Crowdfunding-Projekte im Design-Bereich gibt.

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Friedrich-Wilhelm Graf & Roland Jaggi von refurnished

Aus welchen Gründen habt ihr eine Crowdfunding-Kampagne lanciert? Ihr hattet die Schweizer Frottéetücher ja bereits bei euch im Laden verkauft. 

R: Die Tatsache, dass die Weberei zumacht. Das erfuhren wir vier Wochen, bevor wir mit der Kampagne online gingen. Dadurch ergab sich eine gute Geschichte. Unsere Idee war, eine letzte, eigene Edition zu produzieren. Natürlich hätten wir es schon früher probieren können. Aber hätte der Aufhänger gereicht, dass es eine Schweizer Weberei gibt, die in der Schweiz gefärbtes Garn zu Tüchern verarbeitet? Ich glaube, es braucht diese Dringlichkeit.

Die Edition – eine eigens entworfene Serie – ist restlos ausverkauft. Das ist das erste Mal in unserer Geschichte, dass alle Belohnungen vergriffen sind. Wie erklärt ihr euch den Erfolg?

R: Dass man einen realen Gegenwert bekommt. Man unterstützt nicht einfach ein Projekt, weil man es gut findet, sondern man kriegt ein reales Produkt. Aber dass es so einschlägt, hätten wir auch nicht gedacht.

F: Jein. Wir wussten, dass wir ein gutes Umfeld haben, das uns unterstützt.  Ausserdem ist ein Tuch ein Alltagsprodukt, gender-unabhängig, dafür interessieren sich auch Männer. Und unser Preis-Leistungs-Verhältnis war total fair. Es gibt ja viele Projekte, die Belohnungen anbieten, die in keinem Verhältnis stehen. Bei uns gab’s ein tolles Set Tücher für 90 Franken. Das war genau im richtigen Preissegment. Und eben: Die Tücher waren limitiert – nicht künstlich, sondern ganz einfach produktionsbedingt.

Ihr hättet schlussendlich mehr Tücher verkaufen können. Weshalb ging das nicht?

R: Aus Zeitgründen! Ursprünglich wollten wir 250 Sets statt 200 Sets produzieren lassen. Aber diese Auflage hätte die Weberei gar nicht mehr geschafft. Sehr wahrscheinlich sticken sie noch die Labels an unsere Tücher, während sie hinten schon die Maschinen zur Halle raustragen.

Was waren die Benefits eines Crowdfundings gegenüber einem Verkauf über gängige Kanäle? Gab es auch Nachteile?

F: wemakeit hat die Kampagne öffentlich gemacht. Nach der Erwähnung im Newsletter waren wir ausverkauft. Und die Zahlungsabwicklung wird einem komplett abgenommen – das ist toll. Der Nachteil ist, dass Crowdfunding immer noch sehr erklärungsbedürftig ist. Der Begriff ist zwar schon gängig, aber trotzdem wissen die Wenigsten, wie es genau funktioniert – also dass es zum Beispiel eine Zeitlimitierung und ein klares Finanzierungsziel gibt.

Wie habt ihr mit eurer Community kommuniziert? Und wie pflegt ihr sie weiter?

F: Ein wichtiger Trigger war sicher unser Newsletter, der an knapp 800 Empfänger ging. Dazu haben wir ein persönliches Mailing an unsere Freunde geschickt und allen in Gesprächen über das Projekt erzählt. Das hat extrem viel gebracht.

R: Genau, es sind viele Unterstützer darunter, die wir kennen. Aber das ist ja auch die Idee, dass man seine Crowd mobilisiert. Und die Tatsache, dass es wirklich die LETZTEN Schweizer Tücher sind, hat natürlich geholfen. Plötzlich entstand eine Dynamik, ein Schneeballeffekt. Am Schluss kam dann auch noch meine Tante angerannt und hat sich ein Set gesichert – ich musste ihr aber das Log-In erstellen! Ja, und nun hoffen wir, dass die ersten Pakete pünktlich zur Finissage unseres Ladens eintreffen und wir sie persönlich übergeben können. Das Garn ist gefärbt und kommt Ende Mai auf die Maschine. Das dokumentieren wir natürlich alles!

Design-Produkte und -Editionen kommen bei unserer Community extrem gut an. Trotzdem gibt es sehr wenige Kampagnen in diesem Bereich. Woran liegt das eurer Meinung nach?

F: Im klassischen Industriedesign ist die Vorleistung ein Riesenproblem. Bei einem Tisch ist nur schon eine kleine Prototypen-Produktion extrem teuer. Aber ja, warum führen eigentlich die Hochschulabgänger keine Kampagnen? Da hat’s doch pro Semester mindestens 10 Leute, die Produkte auf den Tisch legen können, die echt cool wären! Und die Leute hätten bestimmt auch Lust, die zu kaufen. Ich glaube, das liegt auch an der momentanen Ausbildungssituation. Heutige Absolventen träumen davon, Stardesigner bei VITRA oder einer anderen grossen Firma zu werden, bzw. Auflagen wie schwedische Möbeldiscounter zu erreichen. Das Kleine ist nicht mehr interessant und relevant. Und dann ist sicher auch die Kalkulationsgeschichte ein Hinderungsgrund – realistisch zu rechnen, ist nicht einfach.

R: Es ist das eine, bei der Diplomarbeit ein Produkt zu zeigen, das du selber in der Werkstatt hergestellt hast. Aber wenn du in die Produktion gehen willst, musst du erstmal einen geeigneten Betrieb finden. Das ist gar nicht so einfach. Das sind Netzwerke und Beziehungen, die du dir über Jahre aufbauen musst. Wir haben ja ein bestehendes Produkt genommen und es umfunktioniert zu unseren Zwecken. Und trotzdem: Dass die Kampagne möglich wurde, liegt daran, dass wir langjährige Kunden der Weberei sind und viel mit ihnen kommuniziert haben. Das ist eine Vorinvestition unsererseits, die man gar nicht beziffern kann.

F: Es ist ganz einfach: Am Ende des Tages scheitert’s am Geld. Und wenn es daran nicht scheitert, ist es ganz klar der Aufwand, den die Leute scheuen. Es braucht wirklich Zeit, um sich dahinter zu klemmen. Und leider sind viele Kleinmanufakturen sind weg. Man kann eigentlich nur noch grosse Auflagen produzieren.

Könnt ihr euch vorstellen, weitere Produkte via Crowdfunding zu lancieren?

R: Ja klar, wir haben da schon noch ein paar Ideen!

Was macht ihr nächstes Mal anders?

R: Wir kalkulieren das Porto von Anfang an mit ein. Uns wurde erst in letzter Minute bewusst, dass wir ja 200 Päckli verschicken müssen. Und wir werden uns auch mehr Gedanken machen zu etwaigen weiteren Belohnungspaketen machen. Plötzlich war alles ausverkauft und wir konnten natürlich auf nichts anderes zurückgreifen.

F: Darüber haben wir uns wirklich den Kopf zerbrochen, aber es war dann halt einfach Schluss.

R: Und für die englische Übersetzung hatten wir auch keine Zeit.

F: Das nächste Projekt machen wir dreisprachig.

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