Meet the Makers: Restricted Areas – Chernobyl

Zweimal ist der Fotograf Alexander Hofmann dieses Jahr in die gesperrte Zone um Chernobyl gereist. Die dabei entstandenen Bilder sollen nun in einem Fotobuch und in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

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«Ob Du verstrahlt bist oder nicht, sagt dir gleich das Licht». Das waren die letzten Worte des ukrainischen Soldaten, der mich zum Strahlenraum an der 30 km Zone (Checkpoint) begleitete. Die Gedanken schwirrten in meinem Kopf umher. Ich hatte meine Besuchszeit in Begleitung des Offiziers um über eine Stunde überzogen. Vorsorglich hatte ich Kaffee, Schokolade und einige Dollars dabei, um die zusätzliche Zeit zu begleichen. Aber was würde das Gerät sagen? Als ich nach oben schaute, fielen mir die Leuchten auf: Grün, Gelb, Orange und Rot. Nach einigen Minuten zeigt die Lampe Gelb und Orange… alles im sogenannten grünen Bereich.

Es dauerte noch einige Zeit bis der Papierkram erledigt war und wir wieder im Auto nach Kiew sassen. Die Rückfahrt war ruhig. Wir sprachen wenig. Das was ich an diesem Tag gesehen hatte, übertraf alles was ich bisher gesehen hatte. Ich fühlte mich klein, sehr klein. Nicht nur dadurch, das der Offizier mich an der Paradestrasse rausließ und mich auf dieser ins Stadtzentrum laufen liess. An Häusern vorbei, Geschäften. Nein, nicht die düstere, langsam verfallene Geisterstadt machte mir zu schaffen, auch wenn der Anblick der Plattenbauten einflössend war. Nein, vielmehr die Tatsache, das in Prypjat einmal mehr als 60.000 Menschen wohnten.

Die Stadt wurde erst drei Tage nachdem der Reaktor explodierte, evakuiert. Besser gesagt, die Leute wurden aufgefordert ihre Sachen für ein kurzes Wochenende zu packen. Es verwundert also nicht, dass man viele persönliche Gegenstände findet. Die Stadt wurde ja nur «kurz» verlassen, über die «Sunny-Road», wie die Soldaten die einzige Brücke nach Prypjat nennen, auf der 1200 Busse die Menschen zu spät raus holten.

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So verwunderte mich die Frage meines Fahrers auch nicht, ob ich wüsste, wie viele Menschen durch den Unfall starben? 238 war die Antwort des Fahrers. Auf meine Frage, wie viele danach an Krebs starben, meinte er lapidar: «Die Leute sind hier schon vorher an Krebs gestorben, andere Statistik», während wir an Friedhöfen, grösser als deren Städte, vorbei fuhren.

Diese Erfahrungen und die Bilder, die ich in Prypjat geschossen habe möchte ich an meiner Ausstellung und in meinem Fotoband zeigen:

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