Nachhaltigkeits-Startup hiLyte: «Wir dachten, wir würden scheitern»

hiLyte entwickelt umweltfreundliche Batterien für Schwellenländer, die sich extrem einfach bedienen lassen. Im Interview erzählen die Projektinitianten Iohannès und Briac von Momenten der Angst, emotionalen Höhenflügen und unbekannten, grosszügigen Unterstützern.

Eure wemakeit-Kampagne in einem Satz:

Eine unglaubliche Erfahrung und ein regelrechter Marathon, der jeden Schritt wert ist.

Wieso habt ihr euch für eine Crowdfunding-Kampagne entschieden?

Weil wir mit Crowdfunding Kommunikation und Finanzierung verbinden können: Einerseits wollten wir der Welt unser Produkt und unsere Innovation präsentieren sowie auf die Energie-Probleme in Afrika hinweisen. Andererseits benötigen wir Geld.

Zu diesem Zeitpunkt war es aber noch zu früh für eine traditionelle Startup-Finanzierung (also mithilfe von Risikoinvestoren, Business Angels und klassischen Investoren), denn wir hatten nur einen Prototyp. Dank der wemakeit-Kampagne konnten wir der Öffentlichkeit unsere Idee präsentieren und die Aufmerksamkeit von regulären Investoren auf uns ziehen.

«Uns gefiel die Vielfalt der Projekte bei wemakeit»

Wie seid ihr bei der Auswahl der Crowdfunding-Plattform vorgegangen?

Zuerst schauten wir uns internationale Plattformen wie Kickstarter und Indiegogo an. Doch wenige Wochen vor dem Kampagnenstart realisierten wir, dass wir wahrscheinlich untergehen würden angesichts der Fülle an Projekten. Eine Kampagne auf diesen Plattformen erfordert die Zusammenarbeit mit PR-Agenturen und ausreichend Kampagnen-Budget.

Für wemakeit haben wir uns aus drei Gründen entschieden:

  • Uns gefiel die Vielfalt der Projekte auf der Plattform und die Tatsache, dass dort regelmässig Projekte lanciert werden, die im Zusammenhang mit Entwicklungshilfe in Afrika stehen.
  • Wir waren auf Crowdfunding-Unterstützung von Experten angewiesen. Diese erhielten wir bei wemakeit vom internen Projektberatungsteam und von den Partnern von Science Booster.
  • Last but not least ist bei wemakeit die Erfolgsquote höher als bei vielen anderen Plattformen.

Wie lange und umfassend habt ihr die Crowdfunding-Kampagne geplant?

Im Oktober haben wir mit der Vorbereitung der Kampagne begonnen, die im folgenden Januar lanciert wurde. Wir wussten, dass wir das Projekt vor dem Kampagnenstart bereits zum Gesprächsthema machen müssen, um erfolgreich zu sein. Jedoch hatten wir Mühe mit dem Sammeln von E-Mail-Adressen: Denn zur Zielgruppe der hiLyte-Batterie gehören nicht die crowdfunding-affinen Menschen in der Schweiz oder in Europa, sondern Bewohner von ländlichen Gebieten in Afrika. Um dennoch hier eine breite Bekanntheit zu erlangen, haben wir uns auf Medien- statt E-Mail-Kontakte konzentriert.

Der zweite wichtige Teil der Vorbereitung bestand in der Herstellung von digitalen Inhalten, die wir während des Kampagnen-Verlaufs regelmässig ausgespielt haben. Also Memes, Videos, Produktinformationen und Infografiken.

Wann habt ihr realisiert, dass das Projekt ein Erfolg wird?

Die erste Woche verlief gut, aber nicht so gut, wie wir uns erhofft hatten. Erst nachdem die Medien über unser Produkt berichtet hatten, wurden wir zuversichtlich, dass es klappen würde.

Wir waren dennoch erleichtert, als wir unsere Zielsumme von 35’000 Franken erreicht hatten. Ab diesem Zeitpunkt konnten wir uns auf das Stretch-Goal konzentrieren, das zusätzliche 15’000 Franken waren.

Hattet ihr Befürchtungen, dass es nicht klappen könnte? Wenn ja, zu welchem Zeitpunkt?

Natürlich. Bis zur dritten Woche dachten wir, wir würden scheitern. Während dieser Zeit haben wir uns auch gefragt, wieso wir uns so ein ambitioniertes Ziel von 35’000 Franken gesetzt haben.

Viele Leute unterstützen das Projekt, weil sie die hiLyte-Batterie eine gute Sache fanden und nicht wegen der Belohnungen. Im Gegensatz zu anderen Kampagnen bei wemakeit konnten wir die Unterstützer also nicht mit Entschädigungen locken. Rückblickend war es aber richtig, eine ambitionierte Zielsumme definiert zu haben, denn diese machte das Projekt glaubhaft.

Was war die beste Reaktion auf eure wemakeit-Kampagne?

Da müssen wir mehrere nennen. Über die folgenden drei haben wir uns extrem gefreut:

  • Die Zeitung 24 Heures hat unserem Projekt eine ganze Seite gewidmet. Das führte nicht nur zu einem zusätzlichen Schub, sondern veranlasste auch andere Medien, über unser Projekt zu berichten.
    Die wemakeit-Promotion verhalf uns zu Sichtbarkeit ausserhalb der Romandie, wo wir kein eigenes Netzwerk hatten.
    Und schliesslich die Unterstützung von EPFL-Präsident Martin Vetterli.

Was war der spannendste Moment der gesamten wemakeit-kampagne?

Als wir das Stretch-Goal von 50’0000 Franken erreicht haben. Wir haben nicht erwartet, dass wir es bis dorthin schaffen. Ich erinnere mich an den Tag, an dem wir bei 49’995 Franken stagnierten, wir riefen unsere Freunde an und baten sie, 5 Franken beizusteuern. Plötzlich überwies eine unbekannte Person 1’000 Franken. Das war ein unglaubliches Gefühl!

«Ein paar Unterstützungsfranken für ein Projekt sind für uns nicht viel, haben aber einen immensen Einfluss in armen Ländern.»

Welche Rolle spielt Crowdfunding eurer Meinung nach bei Projekten für Entwicklungsländer?

Crowdfunding ist für Projekte in Entwicklungsländern unerlässlich. Wenn wir es nicht machen, macht es niemand für sie.

Wir haben das Glück, in einem reichen Land mit grosszügigen Menschen zu leben. Ein paar Unterstützungsfranken für ein Projekt sind für uns nicht viel, haben aber einen immensen Einfluss in armen Ländern. Die wemakeit-Community weiss das und deswegen möchten wir uns bei ihr bedanken!

Euer ultimativer Tipp für neue Projekt-Initianten?

Bereitet euch gut auf eure Kampagne vor und vergesst nicht, dass die ersten Unterstützer aus eurem eigenen Netzwerk kommen. Eine frühe und gründliche Vorbereitung ist bares Geld wert. Dann habt ihr während der Kampagne Zeit, einzelne wichtige Unterstützer und die Medien zu kontaktieren.

In einer neuen Interview-Serie stellen wir Initianten von ausgewählten wemakeit-Kampagnen zehn Fragen. Die Projekt-Initianten von hiLyte haben über 50’000 Franken gesammelt und wurden von Medien und Uni-Professoren gefeiert.

Du möchtest ein wemakeit-Projekt starten? Lege jetzt los 👉🏽 Projekt anlegen!

Der Science Booster unterstütze kreative und unkonventionelle Forschende und Wissenschaftler dabei, mehr über unsere Welt herauszufinden. Das Projekt wurde anfangs 2016 in Zusammenarbeit mit der Gebert Rüf Stiftung initiiert.

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